Es ist jeden Monat das gleiche Bild auf der Gehalts- oder Lohnabrechnung, oben steht die im Arbeitsvertrag vereinbarte Bruttosumme, je weiter die Augen abwärts gleiten, desto weniger bleibt übrig und unten steht dann der niedrigere Nettoverdienst. Damit ist das Hauptproblem benannt, nämlich die oft signifikante Diskrepanz zwischen „brutto“ und „netto“.
Brutto- und Nettoverdienst – Schlüsselfaktoren der finanziellen Situation
Als Arbeitnehmer legen wir unseren Fokus meist auf das Bruttogehalt in unserem Arbeitsvertrag und wundern uns dann bei der ersten Gehaltsauszahlung, dass deutlich weniger auf unser Bankkonto überwiesen wurde. Ein näherer Blick auf die Begriffe Brutto- und Nettogehalt hilft dabei, die Unterschiede zwischen beiden zu erkennen und zu verstehen, wie die Differenz zwischen ihnen entsteht.
Was Bruttogehalt bedeutet
Grundsätzlich gilt, dass das im Arbeitsvertrag vereinbarte Bruttogehalt immer als Grundlage für weitere, mit dem Gehalt zusammenhängende Berechnungen dient. Einfach gesagt: Beim Bruttogehalt handelt es sich um den Betrag, den wir als Arbeitnehmer vor sämtlichen Abzügen bekommen. Man könnte es auch als Summe aller finanziellen Leistungen beschreiben, die der Arbeitgeber seinem Mitarbeiter im Rahmen des Arbeitsvertrages zugesichert hat. Das Bruttogehalt setzt sich aus dem Grundgehalt sowie Zulagen, Überstundenvergütungen, Boni sowie möglichen geldwerten Vorteilen zusammen.
Grundgehalt
Das Grundgehalt ist die Basis jedes Bruttogehalts. Es wird monatlich, in seltenen Fällen auch wöchentlich oder jährlich, an den Arbeitnehmer ausgezahlt. Beim Grundgehalt handelt es sich um eine fixe Summe. Meist ergibt es sich aus den Anforderungen einer Arbeitsstelle, etwa Umfang, Anzahl der Untergebenen oder Schwierigkeitsgrad, sowie den im Tarifrecht festgelegten Entgeltgruppen, beispielsweise TVöD Bund. Viele Entgeltgruppen sind noch nach Stufen unterteilt, die sich an der Anzahl der Arbeitsjahre orientieren.
Boni
Unter Boni versteht man normalerweise zusätzliche Vergütungen, die dem Arbeitnehmer gewährt werden, weil er bestimmte Zielvorgaben oder Leistungsstandards erreicht hat. Es gibt aber auch Boni, die allen Mitarbeitenden gezahlt werden, vollkommen unabhängig von irgendwelchen persönlichen Leistungen. Der Arbeitgeber kann entscheiden, ob er eine pauschale Summe zahlt oder sich der Bonus am Grundgehalt des Arbeitnehmers orientiert.
Zulagen
Unter einer Leistungszulage, Lohnzulage oder Lohnzuschlag versteht man einen Teil des vertraglich vereinbarten oder freiwilligen Arbeitsentgeltes. Der Arbeitgeber kann die Zulage dem Gehalt zuschlagen und mit ihr die Akzeptanz besonderer Betriebsbedingungen durch den Arbeitnehmer honorieren. Es gibt die Möglichkeit, eine Zulage aufgrund ungünstiger Arbeitsbedingungen zu zahlen, die sogenannte Erschwerniszulage. Auch ein Zeit- beziehungsweise Mehrarbeitszuschlag ist möglich. Eine weitere Zulage kann aufgrund besonderer Lebenshaltungsumstände gewährt werden, etwa in Form eines Ortszuschlags. Darüber hinaus gibt es eine Zulage, die wegen der persönlichen Verhältnisse gezahlt wird, beispielsweise als Sozial-, Familien- oder Treuezulage.
Vergütung von Überstunden
Für angeordnete Mehrarbeit, die über die reguläre Arbeitszeit hinausgeht, muss ein Arbeitnehmer entsprechend entlohnt werden. Dies geschieht in der Regel durch eine Überstundenvergütung oder, wenn der Arbeitnehmer zustimmt, durch Abgeltung in Form von Freizeit.
Geldwerter Vorteil
Als geldwerter Vorteil werden Sachleistungen bezeichnet. Dazu gehören z. B. Dienstwagen, Firmenhandy oder Firmenlaptop, aber auch Gesundheitsleistungen. Die Besonderheit besteht also darin, dass bei den gewährten geldwerten Vorteilen kein Geld fließt. Einige der Sachleistungen unterliegen dem Steuerrecht und werden daher über die Gehaltsabrechnung versteuert.
Bruttogehalt und seine Bedeutung
Man kann also sagen, dass das Bruttogehalt nicht nur der Betrag ist, den der Arbeitnehmer vor Steuern und sonstigen Abzügen bekommt, sondern sich im Bruttogehalt auch die Gesamtkosten widerspiegeln, die dem Arbeitgeber bezüglich eines Mitarbeiters entstehen.
Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass sich Bewerber bei Verhandlungen über Arbeitsverträge vor allem auf das Bruttogehalt fokussieren. Immerhin repräsentiert es den Gesamtwert der Vergütung.
Was Nettogehalt bedeutet
Während das vereinbarte Bruttogehalt als Grundlage für sämtliche Abzüge dient, repräsentiert das Nettogehalt der Betrag, der letztlich auf seinem Bankkonto des Arbeitnehmers eingeht und die Basis zur Finanzierung seines Lebensunterhalts bildet. Das bedeutet, dass nur das Nettogehalt die Basis für die ganz persönliche Finanzplanung sein kann. Das Nettogehalt stellt das verfügbare Einkommen dar, von dem der Arbeitnehmer sämtliche Kosten wie Miete, Lebensmittel, Transport sowie alle anderen Ausgaben bestreiten muss. Außerdem ist das Nettogehalt bei Kreditanträgen ein wichtiger Erfolgsfaktor, weshalb man als Arbeitnehmer regelmäßig sein netto vom brutto berechnen sollte. Denn die Banken nutzen das Nettogehalt sehr oft als Grundlage, um sich ein Bild zur Bonität und Kreditwürdigkeit des Antragstellers zu machen.
Deshalb spielt die Höhe des Nettogehalts nach sämtlichen Abzügen eine wichtige Rolle. Es macht also einen Unterschied, ob man beispielsweise als alleinstehender Arzt mit einem Nettogehalt von 7.680 Euro monatlich nach Steuern und Abzügen knapp 4.490 Euro netto auf dem Konto hat oder einem als Handwerker mit 2.900 Euro netto schließlich nur knapp 2.000 Euro zur Verfügung stehen. Die Höhe der Abzüge ist es, die einem den finanziellen Rahmen vorgeben.
Einkommensteuer
Die Einkommensteuer bildet den größten Abzug und wird vom Arbeitgeber in Namen des Staates einbehalten und weitergeleitet. Die Höhe beziehungsweise der Steuersatz ist dabei abhängig vom Einkommen des Arbeitnehmers.
Sozialversicherungsbeiträge
Zu diesen Beiträgen gehören die Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung. Sie werden in Deutschland und vielen anderen Staaten vom Arbeitnehmer und vom Arbeitgeber gemeinsam getragen. In Deutschland zählen auch die Beiträge zur Pflegeversicherung zu den vorgeschriebenen Abzügen, ebenso die Kirchensteuer, falls man einer der steuerberechtigten Kirchen- oder Glaubensgemeinschaften angehört. Es können zusätzliche Rentenversicherungsbeiträge erhoben werden, die dann der finanziellen Absicherung des Arbeitnehmers im Alter dienen. Beiträge zur Arbeitslosenversicherung oder Berufsgenossenschaftsbeiträge können variieren, je nach Bundesland oder auch Branche.
Diese Faktoren beeinflussen die Differenz zwischen Bruttogehalt und Nettogehalt
Die Diskrepanz zwischen Brutto- und Nettogehalt entsteht vor allem durch die vier Faktoren beziehungsweise Abzugsarten in Form von persönlichem Steuersatz, Sozialversicherungsbeiträgen, gesetzlichen Beiträgen sowie individuellen Regelungen.
Persönlicher Steuersatz
Da die Einkommensteuer der größte Kostenfaktor auf der Gehaltsabrechnung ist, spielt ihre Höhe bzw. der persönliche Steuersatz eine wesentliche Rolle. Der persönliche Steuersatz entscheidet darüber, welcher Prozentsatz vom Einkommen in Form von Einkommensteuer an das Finanzamt abzuführen ist. Grundsätzlich gilt, dass der persönliche Steuersatz progressiv verhalten, also abhängig von der Höhe des Einkommens entwickeln kann. In der Konsequenz bedeutet dies, dass der Anteil des zu versteuernden Bruttogehalts umso größer ist, je mehr man verdient und umgekehrt. Aber auch der steuerliche Freibetrag sowie eventuelle Steuervergünstigungen haben Einfluss auf die Höhe der abzuführenden Einkommensteuer.
Insgesamt gibt es fünf verschiedene Steuersätze in Deutschland. Bis zu einem Jahreseinkommen von 10.908 Euro entfällt die Einkommensteuer. Der sogenannte Eingangssteuersatz von 14 Prozent greift ab einem Jahreseinkommen von 10.909 Euro. Er erhöht sich linear bis zu einem jährlichen Einkommen von 15.999 Euro auf maximal 24 Prozent. In der sogenannten Tarifzone 3 bewegt sich der Steuersatz zwischen 24 und 42 Prozent. Er beginnt bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 16.000 Euro und reicht bis zu einem Einkommen von 62.809 Euro. Den Spitzensteuersatz von 42 Prozent hat ein Arbeitnehmer ab einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 62.810 Euro zu entrichten. Als Reichensteuer wird die Tarifzone 5 bezeichnet. Wer jährlich ein zu versteuernden Einkommen von mindestens 277.826 Euro erwirtschaftet, der muss den Reichensteuersatz von 45 Prozent entrichten.
Sozialversicherungsbeiträge & gesetzliche Beiträge
Die Höhe der Sozialversicherungsbeiträge spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, wenn es um die Höhe des verbleibenden Nettogehalts geht. Im Jahr 2023 wurden vom Bruttogehalt 14,6 Prozent an die Krankenversicherung, 18,6 Prozent an die Rentenversicherung und 3,4 Prozent an die Pflegeversicherung abgeführt. Hinzu kam noch der gesetzlich verpflichtende Beitrag von 2,6 Prozent für die Arbeitslosenversicherung. Obwohl sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer alle Beiträge teilen, außer die vom Bundesgesundheitsministerium festgelegten 1,6 Prozent für den Zusatzbeitrag zur GKV, ergibt sich durch die Sozialversicherungsbeiträge ein signifikanter und spürbarer Abzug.
Individuelle Vereinbarungen
Manchmal vereinbaren Arbeitgeber und Arbeitnehmer individuelle Regelungen, beispielsweise bezüglich freiwilliger Altersvorsorgebeiträge. Obwohl es sich meist um eher kleinere Beträge handelt, können sie die Differenz zwischen Brutto- und Nettogehalt trotzdem vergrößern und den finanziellen Spielraum einschränken.
Beispiel für die Auswirkungen von Abzügen
Wie sich Abzüge bemerkbar machen, kann ein einfaches Beispiel aus dem Bereich des Öffentlichen Dienstes im Bereich Bund zeigen. Ein nach TVöD 12, Stufe 1 bezahlter Angestellter verdient monatlich 4.170,32 Euro brutto, bekommt aber nach sämtlichen Abzügen ein Nettogehalt von 2466,68 Euro ausgezahlt. In diesem Fall belaufen sich die vom Arbeitgeber einbehaltenen Abzüge auf 1.601,44 Euro oder 38,4 Prozent.
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