WhatsApp Status und Krankmeldung – diese Kombination sorgt in vielen Betrieben für Unsicherheit. Arbeitnehmer:innen fragen sich, ob ihr Arbeitgeber den WhatsApp Status kontrollieren darf, wenn sie krankgeschrieben sind, und ob daraus arbeitsrechtliche Folgen entstehen können.
Dieser Beitrag erklärt die wichtigsten Regeln: Welche Rechte und Pflichten gelten im Krankheitsfall? Welche Grenzen setzt das Arbeitsrecht beim Thema Privatsphäre? Und wann kann ein WhatsApp Status während einer Krankmeldung tatsächlich zur Abmahnung oder Kündigung führen?
Krankmeldung und Pflichten gegenüber dem Arbeitgeber
Eine Krankmeldung – korrekt: Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) – ist im deutschen Arbeitsrecht ein zentraler Mechanismus. Sie schützt Arbeitnehmer:innen vor arbeitsrechtlichen Nachteilen, dokumentiert die Erkrankung und verpflichtet den Arbeitgeber, für eine gewisse Zeit den Lohn fortzuzahlen. Gleichzeitig dient sie als Kontrollinstrument, um Missbrauch vorzubeugen.
Ab wann ist eine Krankmeldung notwendig?
Grundsätzlich gilt: Spätestens ab dem vierten Krankheitstag muss eine ärztliche Krankmeldung beim Arbeitgeber vorliegen. Viele Arbeitgeber – und das ist rechtlich zulässig – verlangen allerdings ein Attest bereits ab dem ersten Tag der Erkrankung. Das Arbeitsrecht erlaubt diese Verschärfung, sofern sie in Arbeits- oder Tarifverträgen festgehalten ist.
Besonders wichtig: Ihr müsst Euch unverzüglich krankmelden, das heißt, der Arbeitgeber muss gleich zu Beginn der Arbeitszeit informiert sein. Auch eine elektronische Nachricht (z. B. per WhatsApp oder E-Mail) reicht oft aus, solange sie rechtzeitig eingeht.
Elektronische Krankmeldung (eAU)
Seit 2023 läuft vieles digital. Ärzt:innen senden die AU direkt an die Krankenkasse, die wiederum die Daten elektronisch an den Arbeitgeber weitergibt. Arbeitnehmer:innen müssen sich zwar nicht mehr um die Papierform kümmern, die Meldepflicht bleibt jedoch bestehen. Wer es versäumt, seinen Arbeitgeber zu informieren, riskiert eine Abmahnung – selbst dann, wenn die elektronische Krankmeldung korrekt weitergeleitet wurde.
WhatsApp Status – private Freiheit oder arbeitsrechtliches Risiko?
Der WhatsApp Status ist längst mehr als nur eine Spielerei. Millionen von Nutzer:innen teilen täglich kurze Texte, Bilder oder Emojis, die nach 24 Stunden wieder verschwinden. Für viele ist er eine Möglichkeit, sich mitzuteilen, ohne gleich eine direkte Nachricht zu schreiben. Doch was passiert, wenn ein solcher Status dem Arbeitgeber in die Hände fällt?
Kontrolle durch den Arbeitgeber – rechtlich zulässig?
Nach deutschem Recht gilt: Private Kommunikation ist geschützt. Arbeitgeber dürfen nicht heimlich den WhatsApp Status von Mitarbeiter:innen überwachen. Allerdings: Wenn Vorgesetzte oder Kolleg:innen im persönlichen Kontaktverzeichnis stehen, ist der Status für sie sichtbar – freiwillig freigegeben von Euch.
Damit bewegt Ihr Euch in einer rechtlichen Grauzone. Ein Arbeitgeber, der zufällig Euren Status sieht, verstößt nicht gegen Gesetze. Doch ein Arbeitgeber, der aktiv nach solchen Inhalten sucht oder verlangt, Eure Social-Media-Aktivitäten offenzulegen, überschreitet eindeutig die Grenzen des Arbeitsrechts.
„Die Privatsphäre endet nicht am Arbeitsplatz. Arbeitgeber dürfen keine umfassende Kontrolle über private Kommunikationskanäle ausüben. Sichtbare Inhalte können aber im Einzelfall arbeitsrechtlich relevant werden.“ – Dr. Petra Hofmann, Fachanwältin für Arbeitsrecht (Quelle: Deutscher Anwaltverein).
Kündigung wegen WhatsApp Status – geht das überhaupt?
Eine besonders brisante Frage lautet: Kann ein WhatsApp Status zur Kündigung führen, wenn man krankgeschrieben ist? Die Antwort ist komplex, weil sie von den Umständen abhängt.
Szenarien mit Risiken
Einige typische Beispiele aus der Praxis zeigen, wann ein WhatsApp Status arbeitsrechtliche Folgen haben könnte:
- Widersprüchliche Inhalte: Wer wegen Rückenbeschwerden krankgeschrieben ist, gleichzeitig aber Fotos vom Gewichtheben im Fitnessstudio teilt, muss mit Nachfragen rechnen.
- Urlaubs- oder Partybilder: Wenn während einer Krankschreibung Strandfotos oder Partyvideos gepostet werden, kann das den Eindruck erwecken, dass die Krankheit vorgeschoben ist.
- Beleidigungen oder Diffamierungen: Abwertende Bemerkungen über den Arbeitgeber, Vorgesetzte oder Kolleg:innen sind in jedem Fall problematisch.
Kündigung nur in Ausnahmefällen
Das Arbeitsrecht setzt hohe Hürden für eine Kündigung. Eine fristlose Kündigung allein wegen eines Statusposts ist selten haltbar. Gerichte prüfen immer, ob mildere Mittel wie eine Abmahnung ausreichen. Nur wenn nachweislich ein massiver Vertrauensbruch vorliegt – etwa durch Beleidigungen oder nachgewiesenen Missbrauch einer Krankmeldung – könnte eine Kündigung rechtmäßig sein.
„Ein WhatsApp Status allein reicht in den seltensten Fällen für eine Kündigung aus. Doch in Kombination mit weiteren Beweisen kann er vor Gericht eine Rolle spielen.“ – Prof. Dr. Martin Weber, Universität Köln.
Arbeitsrechtliche Einordnung: Grenzen und Prinzipien
Das deutsche Arbeitsrecht ist von einem Schutzgedanken geprägt: Arbeitnehmer:innen sollen vor Willkür geschützt sein, gleichzeitig aber ihre Pflichten erfüllen. Krankmeldungen und der Umgang mit sozialen Medien berühren gleich mehrere dieser Grundprinzipien.
Prinzipien im Arbeitsrecht
- Treu und Glauben: Arbeitnehmer:innen müssen sich loyal verhalten und keine Handlungen setzen, die das Vertrauensverhältnis zum Arbeitgeber zerstören.
- Verhältnismäßigkeit: Maßnahmen des Arbeitgebers – ob Abmahnung oder Kündigung – müssen immer verhältnismäßig sein.
- Datenschutz: Private Daten und Kommunikation dürfen nicht ohne Zustimmung überwacht oder ausgewertet werden.
Rolle des Anwalts für Arbeitsrecht
In vielen Fällen lohnt es sich, bei Konflikten einen Anwalt für Arbeitsrecht einzuschalten. Fachanwält:innen können einschätzen, ob eine Abmahnung rechtmäßig ist, ob eine Kündigung angefochten werden kann oder ob Schadenersatzansprüche bestehen. Da die Rechtslage oft von Details abhängt, ist professionelle Beratung ein wichtiger Schutz.
Tabelle: Rechte und Pflichten bei Krankmeldung und WhatsApp Status
Thema | Eure Rechte | Eure Pflichten | Risiko bei Verstoß |
---|---|---|---|
Krankmeldung | Anspruch auf Lohnfortzahlung | Sofortige Meldung an den Arbeitgeber | Abmahnung, Kündigung |
Elektronische Krankmeldung | Automatischer Datentransfer | Arbeitgeber trotzdem informieren | Verzögerung der Lohnzahlung |
WhatsApp Status | Privatsphäre geschützt | Keine widersprüchlichen Posts zur Krankmeldung | Abmahnung, ggf. Kündigung |
Arbeitsrecht allgemein | Kündigungsschutz, Mitbestimmung | Loyalitätspflicht gegenüber Arbeitgeber | Abmahnung, Vertragsauflösung |
FAQ: WhatsApp Status, Krankmeldung und Arbeitsrecht
Sieht man bei WhatsApp Status Screenshots?
Nein, WhatsApp informiert nicht, wenn jemand einen Screenshot von Eurem Status macht. Das bedeutet: Arbeitgeber oder Kolleg:innen könnten theoretisch Beweise sichern, ohne dass Ihr davon erfahrt. Vor Gericht sind Screenshots zwar nicht allein entscheidend, können aber in Kombination mit weiteren Informationen durchaus Gewicht haben.
Wer kann meinen WhatsApp Status sehen?
Das hängt von Euren Datenschutzeinstellungen ab. Standardmäßig sehen alle gespeicherten Kontakte den Status. Ihr könnt jedoch in den Einstellungen wählen, ob Ihr Euren Status nur mit bestimmten Personen teilen oder gezielt ausschließen wollt. Tipp: Wenn Ihr krankgeschrieben seid, überlegt genau, wem Ihr Einblicke gewährt.
Darf mein Arbeitgeber meinen WhatsApp Status überwachen?
Eine systematische Überwachung ist rechtlich unzulässig und würde einen Eingriff in Eure Privatsphäre darstellen. Allerdings: Wenn Ihr Vorgesetzte in Eurem Kontaktbuch habt, können diese Eure Statusmeldungen einsehen – ganz legal, da Ihr die Sichtbarkeit selbst eingestellt habt. Im Konfliktfall können solche Inhalte als Indiz verwendet werden.
Kann ich wegen meines WhatsApp Status gekündigt werden?
Eine Kündigung allein wegen eines WhatsApp Status ist rechtlich nur schwer durchzusetzen. Allerdings kann ein Status in Verbindung mit anderen Verstößen – etwa einer vorgetäuschten Krankheit oder beleidigenden Äußerungen – eine Kündigung begründen. Im Zweifel kommt es auf die Gesamtsituation und die Verhältnismäßigkeit an.
Welche Rolle spielt ein Anwalt für Arbeitsrecht in solchen Fällen?
Ein Fachanwalt für Arbeitsrecht prüft, ob eine Abmahnung oder Kündigung rechtmäßig ist. Er kann Arbeitnehmer:innen beraten, wie sie sich im Konfliktfall verhalten sollen, und auch vor Gericht vertreten. Viele Arbeitnehmer:innen unterschätzen, wie komplex die Rechtslage sein kann. Ein erfahrener Anwalt kann im Ernstfall helfen, das Arbeitsverhältnis zu retten oder eine bessere Abfindung zu erzielen.
Was sollte ich während einer Krankmeldung im WhatsApp Status vermeiden?
Alles, was Zweifel an Eurer Arbeitsunfähigkeit wecken könnte: Urlaubsbilder, Partyvideos, sportliche Aktivitäten oder auch ironische Sprüche über das Kranksein. Selbst harmlose Inhalte können missverstanden werden, wenn sie im falschen Kontext auftauchen. Unser Tipp: Nutzt die Status-Funktion während einer Krankmeldung am besten gar nicht oder schränkt die Sichtbarkeit stark ein.
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