Ratgeber

In 8 Schritten zum ergonomischen Arbeitsplatz

Jährlich sitzen Büromitarbeiter im Unternehmen oder Homeoffice bis zu 2.000 Stunden lang an einem Schreibtisch. Folgen mangelhafter Ergonomie sind Gelenk- und Muskelbeschwerden bis hin zur Berufsunfähigkeit. Die folgenden acht Schritte bedeuten eine geringe Investition in Möbel, die sich durch einen geringeren Krankenstand der Beschäftigten bezahlt machen.

Zusammenhang zwischen Ergonomie, Gesundheit und Leistung

In Deutschland bestimmen Berufsgenossenschaften ergonomische Arbeitsplätze als verpflichtende Arbeitsschutzmaßnahme. Damit soll medizinischen Kosten wegen arbeitsbedingter Krankenfälle vorgebeugt werden. Gesunde Mitarbeiter sind auch ohne DIN- und BU-Vorschriften motivierter als solche in einem schlecht organisierten Arbeitsumfeld. In gleichem Maß gilt dies für die Computer- und Büroarbeit im Homeoffice. Wer sich wohlfühlt, leistet in allen Arbeitsbereichen mehr. Davon profitieren die Mitarbeiter durch Freude am Beruf und ihre Vorgesetzten durch ein insgesamt entspannteres Arbeitsklima.

Acht Schritte zum ergonomischen Arbeitsplatz

Dies sind die acht Schritte für einen Arbeitsplatz, auf den sich Mitarbeiter freuen und dessen Anordnung gesund hält:

Schritt Eins: Bürostuhl

Sitzen macht bei Büromitarbeitern den Großteil ihrer Arbeitszeit aus. Deshalb sollte der Bürostuhl diese ergonomischen Kriterien erfüllen:

  • Breite und Tiefe der Sitzfläche: Die Sitzfläche sollte ausreichend groß sein, dass beim Sitzen der Rücken leicht gegen die Rückenlehne druckt. Nach unten sollten ungefähr zwei Finger zwischen Sitzfläche und Kniekehle passen.
  • Höhe und Flexibilität der Rückenlehne: Die Rückenlehne des Bürostuhls sollte nicht starr sein, sondern beim Andrücken des Rückens etwas nachgeben. Zu starke Flexibilität ist nachteilig, etwas Widerstand beim Zurücklehnen optimal.
  • Stützende Ausstattung: Hochwertige Bürostühle sind in der Rückenlehne ausgebuchtet. Die sogenannte »Lordosenstütze« soll so eingestellt sein, dass die Ausbuchtung auf Kreuzhöhe den Rücken entlastet. Für unterschiedliche Körper kann deren Höhe dem Rücken individuell und stufenlos angepasst werden.
  • Armstützen: Diese optionale Ausstattung sollte austauschbar sein. Im anmontierten Zustand sollen sie so eingestellt sein, dass bei aufrechtem Sitzen beide Ellbogen ohne angehobene Schultern locker aufliegen.
  • Flexibilität der Stuhlhöhe: Im Sitzen ist eine Tischhöhe ideal, auf der beide Ellbogen locker aufliegen. Dabei sollen die Schultern herabhängen, statt hochgezogen zu werden. Der Bürostuhl selbst soll so eingestellt werden, dass die Fußsohlen flach auf dem Boden aufliegen. Ober- und Unterschenkel bilden in dieser Position einen rechten Winkel.

Schritt Zwei: Schreibtisch

Ein brauchbarer Schreibtisch misst im Büro ebenso wie im Homeoffice mindestens 160 x 80 cm in der Fläche der Tischplatte. Die Höhe der Tischbeine einschließlich Plattenhöhe ist höchstens 18 bis 30 cm höher als die Sitzfläche des Bürostuhls, abhängig von der Körpergröße der Büromitarbeiter. 

Eine Lösung für variable Ergonomie am Arbeitsplatz ist ein höhenverstellbarer Schreibtisch. An diesem flexiblen Tisch kann zum Vorbeugen von Verspannungen abwechselnd sitzend und stehend gearbeitet werden. Unter dem Tisch sollen die Beine sich ohne unausweichlichen Kabelsalat bewegen können. Auf dem Tisch sollen die Unterarme entspannt in waagerechter Haltung aufliegen.

Schritt Drei: Computermonitore

Große Monitore erleichtern die Büroarbeit. 24 Zoll erhöhen die Arbeitsgeschwindigkeit statistisch um 30 Prozent im Vergleich zu 19 Zoll. Noch leichter gelingen Recherchieren und Dateneingabe, wenn der Schreibtisch Platz und Abstand für zwei gleich große Monitore erlaubt. Die Oberkante eines oder beider Bildschirme soll sich auf Augenhöhe des Mitarbeiters oder höchstens eine Handbreit darunter befinden.

Die Fläche des Monitors ist für bequeme Ansicht am besten leicht nach hinten geneigt. Zwischen Augen und Monitor befindet sich mindestens eine Armlänge Abstand. Sind hierbei Texte schwer leserlich, sollte nicht der Abstand verkürzt, sondern die Schriftgröße angepasst werden. 

Schritt Vier: Dokumente

Auch im Zeitalter der Digitalisierung sind Unterlagen für die Büroarbeit wichtig. Doch nicht jede Akte aus dem Stapel wird gleichzeitig bearbeitet. Inzwischen liegen die Dokumente nicht vor der Computertastatur, sondern besser im Abstand zwischen Tastatur und Monitor. Der Begriff »Greifnähe« beschreibt dafür eine Dokumentenposition in etwas weniger als Armlänge.

Soweit möglich, sollten selten oder aktuell nicht verwendete Unterlagen in einer Schublade abgelegt werden. Besser als dieses platzraubende Büroutensil sind Rollcontainer unter dem Schreibtisch. Sie sollen aber auf keinen Fall die Beinfreiheit einschränken. Günstig sind Ablagemöglichkeiten etwas weiter entfernt im Raum. Aufstehen ist gleichzeitig eine Möglichkeit, Verspannungen vom Sitzen zu beheben.

Schritt Fünf: Utensilien

Büroklammern, Tacker, Stifte und andere Utensilien sind ärgerliche und störende Kleinigkeiten, wenn sie lose auf dem Schreibtisch herum purzeln. Besser sind sie in sogenannten Büroköchern organisiert oder verschwinden – wie die Dokumente – in einer Schublade im Rollcontainer. Auch hier kann die Greifnähe als Maßstab für die Erreichbarkeit im Sitzen genommen werden.

Die Menge an Utensilien sollte regelmäßig kontrolliert und reduziert werden. Denn viele Kleinigkeiten liegen nur da, weil sich noch niemand über ihre dauerhafte Aufbewahrung Gedanken gemacht hat. Wenn möglich, können Computerarbeit, Klammern und Lochen sowie Abheften zeitlich voneinander getrennt werden. Dann finden solche Offline-Handgriffe am besten außerhalb des Schreibtisches statt.

Schritt Sechs: Büroraum

Das Raumklima in Büros oder im Homeoffice wirkt sich deutlich auf die Leistungsfähigkeit und Ermüdung aus. Diese folgenden Aspekte helfen, es für angenehme Computer- und Schreibtischarbeit zu verbessern:

  • Zwischen Computer-Arbeitsplätzen sollte Abstand eingehalten werden. Ist dieser aus Platzgründen nicht möglich, trennen bestenfalls Trennwände mit Schallschutzwirkung Flächen von jeweils mindestens zehn Quadratmetern.
  • Für konzentriertes Arbeiten am PC empfehlen Ergonomie-Experten eine Raumtemperatur zwischen 20 und 22 °C. Eventuell kann eine mobile Klimatisierung Abweichungen direkt für einzelne Mitarbeiter kompensieren.
  • Pflanzen im Büro haben durchaus ihren Sinn. Sie filtern Staub in der Luft und geben Feuchtigkeit ab. Besser als Kakteen eignen sich dafür großblättrige Pflanzen.
  • Als optimal für Computerarbeitsplätze gilt für die Luftfeuchtigkeit ein Wert von 40 bis 60 Prozent. Zusätzlich muss regelmäßig gelüftet werden, um genügend Sauerstoff im Büro oder Homeoffice zu halten. Handelt es sich um fensterlose Räume, übernimmt ein Lüftungssystem diese Aufgabe.
  • Der Lärmpegel überschreitet vor allem in Großraumbüros oder Coworking-Spaces nicht selten die erlaubte Lautstärke von 55 dB(A). Lärmschutzwände als Raumtrenner sowie schallisolierende Panels an Decken und Wänden helfen sogar dabei, diesen Wert deutlich zu unterschreiten.

Schritt Sieben: Beleuchtung

Tageslicht ist ein Top-Arbeitsmotivator. Allerdings sollte der Schreibtisch keinesfalls frontal vor einem Fenster stehen. Sonnenlicht kann ansonsten erheblich blenden und dadurch das Ablesen vom Monitor stören. Außerdem schädigt direkter Kontakt der Augen mit Sonnenlicht die Sehkraft. Dennoch ist natürliches Tageslicht die beste Option für konzentriertes Arbeiten ohne Gesundheitsbeeinträchtigungen.

Schreibtischlampen sind o.k., allerdings keine moderne ergonomische Lösung. Soweit möglich, geben Wandstrahler bessere Ausleuchtung. Weder vom Fenster noch von Raumbeleuchtung sollen Schatten auf Tastatur oder Notizblock fallen. Manchmal hilft es dafür, den Schreibtisch nur in einem geringfügig anderen Winkel zu positionieren.

Schritt Acht: Bürofarben

Die mentale Wirkung von Farben ist ausführlich erforscht, bewiesen und genutzt. Im ergonomischen Büro sollten die Wände kleiner Räume kühl gewählt werden, zum Beispiel in hellen Grau- oder Blautönen. Große Räume wirken durch warme Farben näher, zum Beispiel mit lachsfarbenen, beigen oder rosigen Wänden. Keinesfalls laden reinweiße Büros zum Denken und Arbeiten ein.

Besser als leuchtende Großflächen sind matte Wände mit wenigen Leuchtakzenten. Die Decke sollte in jeder Kombination heller als die Wände sein. So wirken auch niedrige Büros weniger erdrückend. Als wohltuendes Farbkonzept empfiehlt sich der Anstrich in drei ineinander übergehenden Farben, und zwar im Verhältnis 70 zu 20 zu zehn Prozent.

Eigeninitiative gegen Verspannungen am Arbeitsplatz

Ein ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz schützt nicht davor, bei der sitzenden Tätigkeit zu verspannen. In vielen Unternehmen gibt es deshalb Programme zur Mitarbeiterfitness, zum Beispiel Pausengymnastik. Mitarbeiter im Homeoffice gehen mit ihrer Gesundheit häufig nachlässiger um. Sowohl im Direktjob als auch im häuslichen Büro sollten deshalb die Augen entlastet und der Körper zwischendurch bewegt werden.

In den Pausen lohnt es sich, einmal Treppe zu steigen, statt den Fahrstuhl zu nutzen oder rasch einen Spaziergang um Haus und Hof zu machen. Dehnübungen, Yoga, Radtouren am Wochenende oder Fahrtwege durch Fußwege ersetzen, stellen ebenfalls die entspannte Beweglichkeit wieder her. Langfristig ist sitzendes Arbeiten mit solchen Unterbrechungen bis ins hohe Alter problemlos möglich.

Fazit:
An einem ergonomischen Arbeitsplatz ist die Arbeit keine Last, sondern ein motivierendes Projekt. Die Gestaltung nach den acht Schritten dient gleichzeitig der körperlichen und psychischen Gesundheit aller Mitarbeiter. Auch im Homeoffice sollten sich Computertätige solche Regeln angewöhnen.

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